Vorwort

Es gibt zahlreiche Berichte über großartige Jagden und Safaris aus allen Zeiten, über kapitale Trophäen und erlebnisreiche Jagdausflüge; aber auch erschütternde Dokumentationen über die Ausrottung ganzer Tierarten. In der Jagdliteratur sind vortreffliche ältere Darstellungen zur Kulturgeschichte der Jagd in den einzelnen Ländern oder zur Geschichte der Jagd auf anderen Kontinenten enthalten.
In der Öffentlichkeit werden deshalb die Fragen „Warum jagst Du, Jäger, und wie verhältst Du Dich gegenüber der freilebenden Tierwelt?“ sehr kritisch diskutiert. Berechtigt denn eine ausgeprägte Jagdleidenschaft oder der Wunsch nach Entspannung und Erholung allein zur Ausübung der Jagd?
Bei vielen Menschen löst die Jagd immer wieder ein offenherziges Mitleid für die „armen Tiere“ aus, die da blindlings totgeschossen werden! Aus dieser sentimentalen Einstellung entstand im vorigen Jahrhundert eine konservierende Natur- und Tierschutzbewegung, deren Alternative absoluter Schutz der Tierwelt hieß. Leidenschaftlich vertraten Naturschützer und Jäger seitdem ihre ethischen Auffassungen im Hinblick auf die Natur und das Wild. Bewußt wandte man sich gegen die rücksichtlosen Schießer und forderte eine weidgerechte Jagdausübung unter Beachtung der Fairneß gegenüber dem freilebenden Wild.
Aber der Widerspruch zwischen Jagd und absolutem Schutz der Natur besteht scheinbar unvereinbar weiter. Die Frage nach dem Für und Wider von Jagd und Wildtierschutz läßt sich weder mit einem Loblied auf eine Jagdkultur und die Ethik des Weidwerks beantworten, noch mit einer romantischen Naturschwärmerei entscheiden. Die Jagd kann und darf nicht das egoistische Vergnügen einer privilegierten Minderheit von Menschen sein, die selbstherrlich in den Haushalt der Natur eingreift.
Verantwortungsbewußte Jäger, Naturwissenschaftler und Naturfreunde haben bereits im vorigen Jahrhundert gegen diese Vorurteile gekämpft und eine weidgerechte Jagdausübung sowie eine wissenschaftlich begründete Naturschutzarbeit gefordert. Deshalb steht heute vor uns nicht mehr die Frage „Jagd oder Naturschutz“, sondern die Aufgabe, den Schutz der Umwelt sowie eine verantwortungsvolle Jagdausübung zu gewährleisten.
Wir schützen die Natur für den Menschen, für ihn hegen und bejagen wir das Wild. Weder das sportliche Vergnügen der Jagd noch die kommerzielle Jagdwirtschaft rechtfertigen einen einseitigen Eingriff des Jägers in den Wildbestand der Natur. Der Schutz der Natur erfolgt in einer intensiv genutzten und bewirtschafteten Kulturlandschaft, die gleichzeitig den Lebensraum des Wildes darstellt. Dementsprechend muß sich auch der moderne Jäger verhalten und für den Schutz und die Erhaltung des Wildes in dem ihm anvertrauten natürlichen Lebensraum eintreten. Somit bestehen Jagd und Hege des Wildes nicht nur in der Betreuung und Erhaltung eines gesunden, artenreichen Wildbestandes in den heimatlichen Revieren, sondern in einer sachgemäßen Pflege und Bewirtschaftung der gesamten Landschaft. Obwohl sich der Charakter der Jagd entsprechend den gesellschaftlichen Bedürfnissen ständig verändert hat, fordert die Jagd eindringlich zur Pflege des ökologischen Gleichgewichts in der Natur auf, um die lebenden Schätze der natürlichen Umwelt für spätere Zeiten zu erhalten.